Etwa 70 Freundinnen und Freunde der Historie der Stadt Ottweiler fanden sich im Stadtmuseum in der Linxweiler Straße 5 zusammen, um an die Gründung des Vereins Stadtgeschichtliches Museum Ottweiler zu erinnern. In den Blickpunkt rückte der Festredner Bürgermeister Holger Schäfer die Vielseitigkeit der kulturellen Leistungen, die aus den Reihen des Vereins und aus dem kurz danach eingerichteten Stadtmuseum hervorgingen. Grüße und Glückwünsche gab es anlässlich des Jubiläums von vielen Seiten, auch von Rainer Raber, Geschäftsführer des Saarländischen Museumsverbandes mit Sitz in Ottweiler. Die Grüße des Ehrenvorsitzenden Bürgermeister a. D. Hans-Heinrich Rödle, zugleich Ehrenpräsident des Saarländischen Museumsverbandes, überbrachte dessen Ehefrau Lore-Lösch Rödle. Zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden Rolf Rischar und Paul-Gerhard Zeiger.
Hier nun der Redebeitrag des Bürgermeisters, zugleich Vorsitzender des Vereins:
Mit der Ottweiler Zeitung Ausgabe 36/95 wurde über die Gründung als auch Konstituierung unseres Vereins berichtet und das Motto für das Wirken des Vereins veröffentlicht: Sammeln, Bewahren, Erforschen, Präsentieren. Ein Motto, das über die vergangenen 30 Jahre viele wertvolle Früchte erntete und auch heute noch aktuell ist. So möchte ich aber nicht nur über die letzten 30 Jahre berichten, sondern auch kurz ein „Forschungsergebnis von Dieter Robert Bettinger“ nutzen, um etwas zu den Wurzeln unseres Vereins zu sagen. In einem Beitrag zur Museumsgeschichte, welches er „Planungen für ein Museum in Ottweiler“ nannte, zeigt er diese Wurzeln auf, die ich Ihnen zusammengefasst darstellen möchte.
Am 14. Mai 1836 gründeten zahlreiche Mitglieder aus den Kreisen Sankt Wendel und Ottweiler einen Verein für die Erforschung und Sammlung von Altertümern in den Kreisen St. Wendel und Ottweiler, der sich zur Aufgabe machte die Aufsuchung und Bewahrung heimatlicher Antiquitäten. Erste Ergebnisse der Vereinsarbeit wurden im Jahre 1838 in einer mindestens 63 Seiten umfassenden Broschüre vorgestellt. Der ab 1838 als Pastor in Ottweiler tätige Johann Anton Joseph Hansen aus Quiddelbach in der Eifel gründete schon bald nach Übernahme seines Amtes, den Verein für Geschichte und Alterthum zu Ottweiler, dem er bis zu seinem Tod 1875 auch leitete. Aus dieser Zeit stammt ein noch heute wertvolles Werk für viele Familienforscher, das sich „Häuser und Familienchronik der Stadt Ottweiler“ nennt.
Nach dem ersten Weltkrieg entstanden mehrere Heimatvereine. So gründete 1926 Professor Ludwig Blatter den Verein für Naturschutz und Heimatpflege im Kreis Ottweiler. Im Jahr 1936 hatte dieser Verein 120 Mitglieder, also ungefähr genau so viel wie wir heute. Vorsitzender war Landrat Dr. Maximilian Rech. Professor Blatter war Ehrenvorsitzender. Nach dessen Tod im Januar 1937 wurde der Verein in eine Arbeitsgemeinschaft innerhalb der Nationalsozialistischen Kulturgemeinde umbenannt. Vor dem Zweiten Weltkrieg ergriff der damalige Bürgermeister Dr. Karl Löwer die Initiative zur Gründung eines Heimatmuseums in der Kreisstadt Ottweiler und rief die gesamte Bürgerschaft zur grundlegenden Mitarbeit an dem geplanten Vorhaben auf. Er begründete seinen Aufruf damit, dass die damalige Generation es der Nachwelt schuldig sei, dass all das, was dereinst historisch, wirtschaftlich und kulturgeschichtlich von Interesse ist, ihr erhalten und überliefert werden sollte. Leider wurden dann in der Folgezeit weder die geplante Chronik noch das Museum in Ottweiler realisiert.
Erst im Rahmen der Vorbereitungen zum Jubiläum 400 Jahre Stadt Ottweiler im Jahre 1950 tauchte der Gedanke an die Errichtung eines Heimatmuseums wieder auf. Der Plan dazu kam damals von Seiten der saarländischen Landesregierung und das Museum sollte im Stengel-Pavillon eingerichtet werden, in der damals noch Polizei und Gendarmerie untergebracht waren. Der Landkreis als Eigentümer plante aber darin die Kreis- und Stadtbücherei, welche auch verwirklicht wurde.
1994 hielt es dann Bürgermeister a.D. Hans-Heinrich Rödle für den richtigen Zeitpunkt, diesen Verein zu gründen und mit der Herrichtung der Räumlichkeiten in der Erdgeschossetage dieses Hauses zu beginnen. Wenige Monate vor der Eröffnung des eigentlichen Museums wurde bereits die Alte Apotheke als museale Nebenstelle eröffnet.
Im März 1995, also genau 60 Jahre nach dem Aufruf von Dr. Löwer rief Bürgermeister a. D. Hans-Heinrich Rödle öffentlich über die Ottweiler Zeitung zur Gründung dieses Vereins am 29. März 1995 um 20 Uhr im Feuerwehrgerätehaus auf. Die erste Mitgliederversammlung wurde im August 1995 durchgeführt und der Vorstand gemäß Satzung gebildet. Und im September 1997 war es dann soweit. Mit der noch heute bestehenden Dauerausstellung über das Kloster Neumünster wurde die Eröffnung des Stadtmuseums gefeiert. 5 Jahre später wagte man den Schritt zur Organisation des Stadtarchivs. In unserer Festschrift sind die ursprünglichen Räumlichkeiten im Bauzustand zu sehen. Zwei Jahre später ging es dann mit der Eröffnung der Ottweiler Buchdruck Werkstatt weiter. Und mittlerweile finden auch Touristen den Weg zu uns, in unser Museum, wie hier im Rahmen der Erlebnistour im Landkreis Neunkirchen. In den 30 Jahren wurden insgesamt 23 Ausstellungen organisiert. Neun davon wurden mit entsprechenden Plakaten beworben. Drei dieser Ausstellungen bilden unverändert die wesentliche Grundlage der musealen Einrichtung als Dauerausstellungen. Diese sind: Das Kloster Neumünster, Ottweiler in der Grafenzeit, Das Religiöse Zimmer.
Ergänzt wurden diese Ausstellungen durch 21 Schriften, und mit dem Band 19 in 2016 zogen auch die Kelten und Römer als Dauerausstellung in unser Haus ein. Anlässlich des heutigen Jubiläums wurde der Band 21 als Festschrift aufgelegt. An dieser Stelle meinen persönlichen Dank, die an diesem Werk gearbeitet und auch Material bereitgestellt haben, insbesondere an Hans-Werner Büchel, der diese Festschrift verfasste. Seit 2023 bieten wir das Forum Stadtmuseum mit wertvollen Vorträgen zur Stadtgeschichte an.
Der Verein bot mehrere Exkursionen an. Auf Initiative von Klaus Burr und gemeinsam mit Hans Joachim Hoffmann werden in Kooperation mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Ottweiler und der Kreisvolkshochschule Neunkirchen seit vielen Jahren Führungen über den im Jahr 1842 errichteten jüdischen Friedhof, als einziges noch erhaltenes Denkmal, das an die hier einst bestandene jüdische Gemeinde erinnert, durchgeführt.
Die für den 03.11.2020 anberaumte Mitgliederversammlung, in der zu einer Neuwahl des 1. Vorsitzenden sowie zur Auszeichnung mehrerer Verdienter Mitglieder als Ehrenmitglieder kommen sollte, musste wegen der CORONA-Pandemie abgesagt werden. Dies konnte erst am 21.07.2021 im Schlosstheater erfolgen. Im Juli 2021 wurde nach 26jähriger Tätigkeit als 1. Vorsitzender Bürgermeister a. D. Hans-Heinrich Rödle zum Ehrenvorsitzenden durch die Mitgliederversammlung benannt. Da er den Vorsitz nicht mehr weiter wahrnehmen wollte und überreichte den Staffelstab nach erfolgter Wahl in gleicher Versammlung an mich. Auch wurden die Herren Dieter Robert Bettinger, Klaus Burr und Robert Gerhardt aufgrund ihrer Verdienste um unseren Verein zu Ehrenmitgliedern durch die Mitgliederversammlung in gleicher Sitzung ernannt. Ich danke alle, die den Verein und das Museum unterstützen, vor allem den Sponsoren: Michel Verlag, Bäckerei Schaefer und Karlsberg. In diesem Sinne wünsche ich dem Verein und dem Museum eine gute Zukunft.